Die Hauptdeko im Colos-Saal sind zurzeit diese Fotogalerien, die betrachet werden können. Eventuell wird irgendwann ein Buch mit einer DVD oder einer DVD-Rom veröffentlicht. Es kommen ständig neue Bilder hinzu. Habt Ihr die beiden Interpreten erkannt? Der rechte ist ein Brückenspezialist :-)

xxx

INTERVIEW TEIL 3

Auf der Webseite habe ich etwas über einen Veranstaltungskaufmann gelesen. Könntest Du das mal genau umreissen?

Das ist eine gute Frage. In meiner Vorstellung habe mir den Begriff selbst definiert. Als dieser Begriff aufgetaucht ist, habe ich blauäugig relativ schnell die Ausbildung zum Ausbilder gemacht und ich hatte dann auch einen Azubine, die sehr talentiert und sehr gut war. Die Prüfung hat sie zwar geschafft, aber gar nicht so gut abgeschnitten. Sie hat mir dann die Prüfungsaufgaben gezeigt und 50 % der Fragen betrafen das Thema Lagerhaltung, hatten somit überhaupt nichts mit meinem Berufsfeld zu tun, wie ich es täglich erlebe. Ich habe dann heraus bekommen, dass die Schule bezüglich der Ausbildung gar keine Spezialisten eingestellt hatte, sondern einfach irgendwelche Industriekaufleute umbenannt hatte als Ausbilder für Veranstaltungskaufleute. Ich fand das alles ein wenig seltsam.

Kann man sich momentan bewerben?

Nein, momentan nicht. Die schulische Hälfte der Ausbildung fand ich so strange (englisches Wort für “seltsam”, Anm. d. Verf.), dass ich bislang keinen weiteren Ausbildungsplatz angeboten habe. Die müssen auf kultusministerieller Ebene erst einmal klären, was es mit dem Veranstaltungskaufmann auf sich hat. Das ist jetzt aber schon drei Jahre her. Ich muss mir das wieder mal anschauen und entscheiden, ob wir es nochmal versuchen.

Eine letzte Frage habe ich noch: Auf welchen kommenden Act freust Du Dich besonders im Jahr 2010?

Auf Mike Stern am 25. Mai. MIt Richard Bona, Dave Weckl und Bob Malach. Das ist in der Zusammenstellung natürlich der Hammer. Es gibt kaum einen besseren Bassisten wie den Richard Bona und es gibt wenig bessere Drummer als den Dave Weckl - der ist ja auch nicht gerade ein Unbekannter. Wenn man sagt, man hat hier Weltklasse auf der Bühne - dann hat man sie hier gleich geballt mal vier! Der Richard Bona ist als Musiker und Songwriter ein Genie. Ich habe ja mittlerweile alles von ihm und jedes Mal, wenn ich ihn gesehen habe, war das einer der Höhepunkte des Jahres. Und ich bin nicht gerne Fan.

Warum?

Weil ich das Wort “Fan” ein bisschen als negativen Begriff aus meiner Sicht sehe. Der Wortstamm erinnert mich auch an den Begriff “Fanatismus” ein bisschen raus. Fans erlebe ich manchmal als sehr intolerant. Musik ist so toll und so geil, ich würde mich nie auf nur einen Interpreten oder eine Band einschwören, da gibt es viel zu viel. Fans sind manchmal auch nicht die angenehmsten Gäste. In meinen Augen sind die angenehmsten Gäste sind die, die sich auch verleiten lassen, mal etwas Neues zu wagen. Davon gibt es mittlerweile viele und wenn Du Dir dann ansiehst, welche Konzerte der oder diejenige besucht, dann weisst Du, aha - da hat aber jemand wirklich einen exquisiten Musikgeschmack. Ich hatte heute Jemanden am Telefon, der hat gleich acht Konzerte auf einmal gebucht. Der ist offen und der hat sich dann die ganzen Real Music Lovers Sachen auf einen Schlag reserviert. Und Du fühlst dich dann diesen Leute sehr nahe. Aber es gibt natürlich auch den “Musikfan”, der breit alles sammelt und auf sich mit Genus auf die unterschiedlichsten Konzerte wagt. Gegen solche Fans kann ich nichts haben.

Hättest Du nicht mal Lust, eine Zeit Urlaub in Würzburg zu machen, um etwas Ähnliches auf zu bauen?
Ich glaube, dass man das Colos-Saal Konzept in ganz vielen Städten erfolgreich durchsetzen könnte. Wir sollten uns mal ein Franchise-Konzept ausdenken. Da müsste man andernorts zwar jeweils rund fünf Jahre lang Aufbauarbeit leisten, die möglicher Weise sehr hart ist, aber dann nach fünf bis sechs Jahren könnte man dann die Ernte in Form von ausreichenden Besucherzahlen einfahren. Es gibt ja auch eine ganz neue rockhistorische Situation. Unsere Generation wurde komplett rocksozialisiert und Leute im mittleren Alter, die vielleicht schon ihre Kinder gross gezogen haben, die ihre Karriere oder Lebenspläne einigermassen im Griff haben, wollen nach dieser häuslichen Lebensphase wieder angenehm ausgehen. Das merkt man daran, dass auch die 40- oder 50jährigen nicht unbedingt stehen bleiben wollen, also nur nostalgische Sachen hören. Die entwickeln so eine Art Hunger auf Neues und ihr Hobby Nummer Eins und haben Lust, ganz viele Live-Emotionen auf zu saugen. Und es werden immer mehr aus dieser Generation. Die Jungen komen so und so gerne. Wir haben auch sehr viele junge Veranstaltungen aber bei den Jungen merkt man schon manchmal, da gibt es eine gewisse Intoleranzen manchen Stilrichtungen gegenüber. Wie sind wir jetzt überhaupt auf dieses Thema gekommen?

Über die Idee mit dem Franchise-Modell. Wobei ich denke, dass es in einer Stadt wie Würzburg nicht mal 5 Jahre dauern würde, bis das Modell etabliert wäre. Die Leute in der Region sind hungrig nach Veranstaltungen dieser Art.

Vielleicht jetzt. Ich habe halt die Erfahrungen von vor 25 Jahren noch im Blick. Damals war das ziemlich exotisch und es war schwierig, den biederen Bürgern so ein Programm an zu bieten und damals hätte sich niemand denken können, dass da mal so ein Business daraus erwächst, das so professionell betrieben wird. Aber ich merke schon, dass unsere Arbeit heute überwiegend hohe Anerkennung findet. Ich merke das, wenn ich gelegentlich einen Anruf von Bürgermeistern oder Amtsträgern bekomme. Die ersten Rock-Generationen sind heute in Amt und Würden angekommen - die Leute sind in Funktionen, in denen sie etwas bewegen können. Möglicherweise hast Du recht und es ginge heute schneller. Ich kenne es halt noch als richtig zähes Werk.

Die Frage ist halt, ob ein Publikum vorhanden ist, das sich auch mal auf Experimente einlässt. Wir sind auch immer darauf angewiesen, dass wir schon oft genug kommerzielle Bringer präsentieren müssen. Aber wir haben schon oft im Team diskutiert, dass es uns keinen Spass mehr machen würde, wenn wir auf Experimente verzichten müssten - das Schöne daran ist: Durch die Werbepower per Internet und Newsletter, die wir heute haben, sind selbst viele vermeintliche Experimente wirtschaftlich erfolgreich - für uns als auch für die Bands.

Und eines kommt nach dazu, da habt Ihr vorhin darüber gesprochen (siehe Interview mit Stefan von den Busters - Anm. d. Verf.), dass die Bands mehr Live spielen müssen, weil die Verdienstmöglichkeiten in Sachen CD-Verkauf immer mehr zurück gehen. Sie müssen ganz viel Live spielen und sehr viel Merchandising mitbringen, um diese Ausfälle zu kompensieren bzw. von der Musik weiter leben zu können. Und dieser Drang auf die Bühne kommt uns als Veranstalter natürlich zu Gute.

Im Colos-Saal steht man direkt vor der Bühne und kann jede gespielte Note hautnah miterleben & nachvollziehen - Hier der Bassist der Ska Band The Busters

Im Colos-Saal steht man direkt vor der Bühne und kann jede gespielte Note hautnah miterleben & nachvollziehen - Hier auf dem Bild ist der Bassist der Ska Band The Busters zu sehen, wie er gerade die A-Saite seiner Bassgitarre um genau 28 Millizoll von unten nach oben schiebt (in der Fachspreche spricht man von einem “Bending” (bitte nicht verwechseln mit der bayerischen Stadt Wemding). Zur Fotogalerie mit Bildern der Busters geht’s hier!

Hier geht es zum Anfang des Interviews